Reiseberichte

Backpacking in Kambodscha

Im Land der Khmer

Im Januar ein Reiseziel zu finden, an dem man nicht Skifahren oder am Strand liegen muss, ist nicht ganz einfach. Wir haben uns für das noch etwas exotische Ziel Kambodscha entschieden. Wir möchten gerne mehr über die Geschichte und über die jüngste Vergangenheit des Landes erfahren.

Kambodscha hat derzeit 16 Millionen Einwohner und ein Durchschnittsalter von 25 Jahren. Da die Lebenserwartung in den letzten 10 Jahren schnell steigt, steigt auch das Durchschnittsalter sehr stark an.

Das niedrige Durchschnittsalter hat mit der Schreckensherrschaft der roten Khmer von 1975 bis 1979 zu tun. In diesen vier Jahren, unter der Herrschaft von Pol Pot, wurden ganze Städte entvölkert, Kunst, Bildung und Religion verboten, die Bewohner aufs Land getrieben und zur Feldarbeit gezwungen oder ermordet. Es sollte ein kommunistischer Agrarstaat errichtet werden. Diesem Streben fielen bis zu 2 Millionen Menschen zum Opfer. Das ist ein Drittel der Gesamtbevölkerung Kambodschas. Die Geschehnisse erinnern an die Taten des Dritten Reichs, nur gehören diese noch nicht so lange der Vergangenheit an. Viele der damaligen Täter leben noch heute zusammen mit den Opfern, da die Ereignisse erst 40 Jahre her sind.

Dieses schwarze Kapitel in der Geschichte Kambodschas haben wir an den Anfang unserer Reise gelegt, damit danach noch die schönen Seiten des Landes, sowie die beeindruckenden Tempelanlagen und das freundliche Volk der Khmer auf uns wirken können und uns in Erinnerung bleiben.

Allgemeine höfliche Begrüßung Hände vor der Brust aufeinanderlegen und nicken
Hallo Soastei
Danke Soam Aukun
1 muoy
2 pir
3 bei
100 roy
1000 pean

 

ថ្ងៃដំបូង។: 11.01.2019, Ankunft in Phnom Penh

Phnom Penh ist die Hauptstadt Kambodschas und touristisch sehr gut erschlossen. Es ist kein Problem eine Unterkunft zu finden und auch einen Tuk Tuk Fahrer hat man überall schnell organisiert. Die Preise der Fahrer sind sehr variabel. So kann man für eine Fahrt vom Flughafen in die Stadt schon mal schnell 10$ bezahlen, während ein ganzer Tag durch die Tempelanlagen von Angkor Wat inklusive Getränken ohne großes Verhandlungsgeschick auch für 20$ zu haben ist. Mit etwas Verhandlung wahrscheinlich noch deutlich günstiger. Wir zahlen jedoch gerne auch mal einen guten angemessenen Preis.

Die offizielle Währung in Kambodscha ist der Riel. Erstaunlicherweise werden aber fast alle Geldgeschäfte in US-Dollar abgewickelt. Der Riel wird eher als Kleingeld verwendet, da es in Kamboscha keine Dollar-Münzen gibt. Auch der Geldautomat spuckt Dollarnoten aus. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass das Vertrauen in die Währung noch nicht wieder gewachsen ist, seit sie durch die roten Khmer komplett entwertet wurde. Seit dem Sturz des Regimes durch die Vietnamesen ist der Riel jedoch stabil 1/4000stel Dollar wert.

Man sollte darauf achten, dass man keine kaputten, eingerissenen, befleckten oder zu alten Dollarnoten erhält, da diese nicht immer bei der Zahlung akzeptiert werden. Das kann ein Problem sein, wenn man mit großen Noten bezahlt und das Wechselgeld zurückbekommt. Ein paar Zahlwörter auf Khmer sollte man auch kennen um zurecht zu kommen.

Liest man die Reisehinweise auf der Webseite des auswärtigen Amts, kann man schon ein etwas mulmiges Gefühl bekommen. Wir haben uns zum Glück jedoch immer sicher und wohl gefühlt. Überall in der Stadt wimmelt es von Leuten, die ihren täglichen Geschäften nachgehen. Nachts schlafen die Tuk Tuk Fahrer in ihren Fahrzeugen, sodass man zu jeder Zeit ein Taxi bekommen könnte und die Straßen in den Hauptgassen nie menschenleer sind.

Unser Blick vom Top Banana Hostel in die Seitengasse

Unsere erste Unterkunft haben wir schon von zu Hause aus gebucht. Die Preise sind zwar günstig, aber nicht so wie man es oft in Reiseberichten liest. Das liegt daran, dass die Hotels und Hostels, die ihr Angebot auf internationalen Plattformen präsentieren, auch internationale Preise verlangen können. Sucht man vor Ort eine Schlafgelegenheit, ist man in sehr vielen Fällen tatsächlich mit 6-10$ dabei.

Da wir erst spät nachmittags an unserem Top Banana Hostel ankommen, machen wir nichts besonderes mehr. Wir begeben uns früh ins Bett, um den verlorenen Schlaf etwas nachzuholen und in den für uns neuen Zeitrhythmus reinzukommen. Mitgebracht haben wir für unsere zukünftigen Nächte ein Netzzelt, als Schutz gegen Mücken, die auch Malaria in diesem Land übertragen können.

Unser Netzzelt zum Schutz gegen Mücken

ថ្ងៃទីពីរ: 12.01.2019, Die Roten Khmer

Die Reservierung, die wir noch für die zweite Nacht im Top Banana Hostel vorgenommen haben, hat leider nicht geklappt, sodass wir zwei Häuser weiter, jedoch in der gleichen Gasse in ein anderes Hotel, in das Golden Star Hotel, einchecken müssen. Zum ersten Mal schnuppern wir so richtig die stickige Feinstaubluft der Stadt. Wir halten es kaum aus. Viele Menschen tragen hier einen Mundschutz. Für uns definitiv nachvollziehbar.

Choeung Ek: Die Killing Fields

Choeung Ek ist das bekannteste Todesfeld von über 300 im ganzen Land. Mit dem Tuk Tuk dauert es etwa eine halbe Stunde dorthin zu gelangen. Die Felder befinden sich 17 km südlich von Phnom Penh und waren ursprünglich ein Obstgarten und ein chinesischer Friedhof.

Die Stupa auf den Killing Fields von Choeung Ek

Es ist möglich eine Audiotour zu buchen. Wir entscheiden uns jedoch, die Stille der Killing Fields auf uns wirken zu lassen. Überall kann man noch Stoffreste der Kleidung der Opfer aus den Feldern ragen sehen. Jedes Jahr in der Regenzeit werden noch immer wieder neue Stoffreste und auch Knochen der Opfer ans Tageslicht gebracht. Es ist ein bedrückender und schockierender Spazierung durch die Felder entlang von Bäumen, die als „Magic Tree“ oder „Killing Tree“ bezeichnet werden.

The Killing Tree, an dem Kleinkinder totgeschlagen wurden meist in Anwesenheit ihrer Mütter

Der „Magic Tree“ diente dazu, in ihm einen Lautsprecher mit Musik aufzuhängen, um die Laute der Opfer zu überspielen.

Wir machen uns von diesem schrecklichen Ort auf zum nächsten, von dem die meisten Opfer der Killing Fields kamen.

Tuol Sleng Genocide Museum – Gefängnis S-21

Hierbei handelt es sich um ein ehemals in den 60er Jahren errichtetes Gymnasium, welches unter dem Regime von Pol Pot als eines von 196 Gefängnissen gedient hat in Mitten der Hauptstadt Phnom Penh.

Gefängnis S-21 in der Hauptstadt Phnom Penh

An diesem Ort entscheiden wir uns für die Audioführung und gehen die verschiedenen Stationen im und außerhalb des Gebäudes durch. Es ist ein gruseliger Ort, der einem Gänsehaut bereitet. Es ist kaum zu glauben, wozu Menschen fähig sind. Es wird alles genaustens beschrieben und anhand von Gegenständen und Bildern verdeutlicht. Zum Teil lassen sich Blutflecken auf dem Boden, an der Wand oder sogar an der Decke erkennen. Katastrophal muss es hier hergegangen sein. Man kann es nur erahnen, was die über 18.000 Inhaftierten hier durchgemacht haben müssen. Dieser Tag und diese Bilder werden auf uns noch lange Zeit nach unserem Urlaub nachwirken.

Wat Phnom und Königspalast

Unser Tuk Tuk Fahrer führt uns noch weiter durch die Stadt. Enlang des Flusses auf der anderen Seite der Stadt, wo eine freilaufende Kuh unsere Straße kreuzt und Kinder versuchen sich an unseren Tuk Tuk zu hängen. Unser Fahrer schimpft mit ihnen und versucht sie abzuschütteln. Nach seiner erfolgreichen Aktion, bringt er uns zum Wat Phnom, ein auf einem 27 Meter hohen künstlich errichteten Hügel stehender Tempel und zum Königspalast. Dort erhalten wir eine Führung und fühlen uns wie typische Touristen.

Den Abend gehen wir essen in „Pizza Company“. Die darauffolgende Nacht wurde aufgrund des vermutlich abgelaufenen Ketchups zur reinsten Qual für Christina. Kopfschmerzen, Übelkeit, Krämpfe und Durchfall mit Blut plagen sie bis tief in die Nacht hinein.

ថ្ងៃទីបីនិងទីបួន។: 13. – 14.01.2019, Koh Rong Samloem

Wir stehen früh auf. Ein Junge schläft auf dem Boden des Hoteleingangs und passt auf. Der Onkel von dem Hotelbesitzer ist schon älter. Er hat die Zeit der Roten Khmer zusammen mit seiner Frau überlebt. Dementsprechend schüchtern, jedoch super herzlich und zuvorkommend sind sie. Sie können kein Englisch und daher wird mit Händen und Füßen kommuniziert.

Wir warten vor dem Hotel auf unseren Bus nach Sihanoukville. Dabei wird strengstens auf uns aufgepasst, dass uns keine falschen Leute mitnehmen. Es werden uns Hocker zum Sitzen angeboten, unsere Backpacks sicher verstaut und versucht uns vom stinkenden Müll direkt neben dem Hotel wegzubewegen.

Der Bus ist klein, jedoch werden wir während der Fahrt in einen noch kleineren Bus verfrachtet. Die Backpacks liegen alle gestapelt im Gang. Die Sitzlehnen mehrerer Leute sind fast zusammengeklappt und bieten daher nicht gerade den meisten Komfort. Es geht lange Zeit über unbefestigte Straßen, die zeitweise so große Staubwolken erzeugen, dass wir uns fragen, wie der Busfahrer überhaupt noch wissen kann, dass er sich auf der Straße befindet und dabei noch ein erstaunliches Tempo hinlegt, auch trotz der vielen Schlaglöcher.

In Sihanoukville angekommen, warten wir ziemlich lange an einem für deutsche Verhältnisse sehr unorganisierten Service. Viele Touristen werden schon richtig aggressiv. Von dort werden wir dann zu unserer Fähre nach Koh Rong Samleom gebracht. Deutlich verspätet erreichen wir die Fähre. Zum Glück legt sie erst um 16:30 Uhr statt um 14 Uhr ab.

Die Fahrt zu den Sunset Bungalows auf Koh Rong Samloem

Wir essen in einer kleinen Holzbar und „feiern“ in Christinas Geburtstag rein. Lagerfeuer am Strand und betrunkene Leute, die dann bei überraschendem Regenwaldregen halb nackt Ping Pong mit Plastikbechern spielen.

Diese Insel gefällt uns nicht wirklich. Der Regenwald wird abgeholzt, Touristenunterkünfte gebaut, die Partykultur herangezüchtet, wie auf der Nachbarinsel Koh Rong und überall Hinterlassenschaften, wie Plastikmüll verteilt.

Der Strand ist eine Mischung aus bunten Plastikspänen und Styroporkügelchen mit darauf liegeneden Strohhalmen, Plastikflaschen, -bechern und Dosen.

Es sieht ja mittlerweile an fast allen Stränden dieser Welt so aus. Dazu haben auch vor allem >WIR< die Wohlstandsgesellschaft beigetragen. Das macht uns traurig und regt enorm zum Überdenken unserer Gewohnheiten an. Wir fühlen uns schlecht und schämen uns ebenfalls zum Touristmus und zu diesem Trend beizutragen. Das ist aber auch genau das, wovon wir uns überzeugen wollen, was wir erwartet haben, festhalten und mitnehmen wollen von dieser Reise. Von der grausamen Vergangenheit des Landes bis hin zur heutigen Verschmutzung und Zerstörung durch den Massentourismus und die Weltindustrie. Wir wollen auch auf diese Zustände aufmerksam machen.

Es regenet, als wir den Bungalow verlassen. Wir frühstücken am Strand, wo uns ein kleines Mädchen mit ungefähr 9 Jahren bedient. Frische Kokosnuss wird mit zwei Plastikstrohhalmen serviert. Die Stimmung ist betrübt und wir verlassen den M’Pai Bay.

 

Den Nachmittag am Strand des Beach Island Resorts können wir nur herzlich wenig genießen, auch wenn die Bilder etwas anderes vermuten lassen. Wir sind keine Strandtypen und wollen die Insel schnellstmöglich wieder verlassen. Dennoch müssen wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre überbrücken.

Lazy Beach, die Westküste der Insel

 

Breite Schneisen kreuz und quer im Regenwald für zukünftige Straßen und Hotels

Wir latschen noch ein bisschen durch die breite Schneise des noch übrigen Regenwalds zum Lazy Beach und zurück, verbringen noch ein bisschen Zeit am puderweißen Strand mit seinem türkisklaren Wasser und essen noch zu Mittag am Steg, wo die Fähre uns dann endlich abholt.

Der Schein der perfekten Bilder trügt. Dreht man sich um, erblickt man riesen Resorts, Berge an Müll und Baumaterial für weitere Resorts und Hotels. Hinterlassenschaften der letzten Nacht türmen sich vor den Bars und um dem Müll herrzuwerden, benutzt man Glas- aber auch Plastikflaschen voll Sand als Bodenmaterial für Wege und Stehplätze vor Theken. Auch in den Bäumen machen sich angemalte, abgeschnittene Plastikflaschen als Buntlichter breit. Für uns ein schreckliches Bild.

Nach dem Palmenfoto entdecke ich eine gebrauchte Windel gequetscht zwischen den Palmenblättern.

Die Fähre bringt uns zurück nach Sihanoukville. Mit dem Nachtbus geht es dann weiter nach Batambang.

Diesen Bus buchen wir direkt am Steg der Fähre und müssen dann noch einige Zeit lang warten. Wir setzen uns an den Strand. Es wird schon wieder langsam dunkel und hinter dem von Müll bedeckten Strand fällt uns ein bunt leuchtendes Partyschiff Richtung der Koh Rong Inseln auf.

Vermüllter Strand bei Sihanoukville mit Partyfähre in Richtung der Koh Rong Inseln

In dem Nachtbus gibt es rechts und links anstatt Sitzen Hochbetten. Man bekommt eine Plastiktüte für seine Schuhe und muss sich direkt hinlegen. Es ist kalt im Bus. Die Klimaanlage bläst uns ins Gesicht. Die Klappe zum zuschieben ist kaputt, sodass Johannes seinen Buff benutzt um unsere Öffnung zu verstopfen. Mitten in der Nacht müssen wir noch einmal umsteigen. Ein völlig zugedröhntes Pärchen steigt mit ein. Die Nacht geht mit ruckeligem Schlaf weiter. Der Buff wurde natürlich bei dem Umstieg vergessen.

 

ថ្ងៃទីប្រាំនិងទីប្រាំមួយ។: 15.- 16.01.2019, Battambang

Um 10:00 Uhr morgens erreichen wir Battambang. Wir teilen uns mit einem weiteren Deutschen ein Tuk Tuk in die Innenstadt zu seinem Lucky Hostel. Wir bekommen noch ein Zimmer für zwei Nächte im dazugehörigen Nachbarhotel „First Hotel“.

Battambang mit seinem französischen Einfluss aus der Kolonialzeit

Wir besichtigen die Stadt. Battambang gefällt uns. Sie ist die zweitgrößte Stadt Kambodschas was einem jedoch gar nicht so vorkommt. Überall ist noch der Baustil aus der französischen Kolonialzeit zu erkennen. Eine so ganz andere Stadt, als die anderen in Kambodscha. Eine gemütliche Stadt. Zu Mittag zieht es uns in „The Kitchen“. Ein wirklich sehr zu empfehlendes Restaurant. Die Khmer Küche gefällt uns ebenfalls sehr.

Wat Ek Phnom

Mit einem Tuk Tuk zieht es uns noch einmal raus aus der Stadt zum Tempel Wat Ek Phnom mit seiner riesigen Buddha Statue. Es war einst der besterhaltene Tempel. Die Roten Khmer haben jedoch auch hier ihre Spuren hinterlassen. 

Wat Ek Phnom nördlich von Battambang
Eine riesige Buddha Statue bei Wat Ek Phnom

Eigentlich wollten wir noch paddeln, aber das Green Orange Kayaking Unternehmen hat dicht gemacht, sodass wir uns nur noch über den Fahrradverleih für den bevorstehenden Tag erkundigen und zu Abend essen im Lucky Hostel. Ebenfalls eine sehr zu empfehlende Küche.

Phnom Sampeau und die Killing Caves

Der nächste Tag startet sehr früh. Wir leihen uns zwei Fahrräder für 3$ das Stück und machen uns auf dem Weg zum Phnom Sampeau. Es geht 15km südlich von Battambang entlang einer Straße immer gerade aus . In der Ferne lässt sich schon der Hügel mit den Türmen erkennen.

In der Ferne sieht man schon den Hügel von Phnom Sampeau

Noch ist nicht viel los auf der Straße. Unten vor dem Hügel zu den Killing Caves steht das Militär das uns jedem 2$ abnimmt. Wir schieben unsere alten Drahtesel hinauf. Vom Hügel hat man eine atemberaubende Aussicht auch auf den Tempel von Phnom Sampeau. Es ist noch immer früh am Morgen. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, dass es noch von nur wenigen Touristen besucht ist.

Ausblick von den Killing Caves auf Phnom Sampeau

Gedenktafeln von Todesopfern und auch ein Massengrab befindet sich auf der linken Abzweigung der Killing Caves.

Christinas Fahrradsattel hinterlässt auch schon Spuren 😀

Soweit sind wir ganz zufrieden mit unseren Rädern. Die Sattel sind nicht die bequemsten, aber für 3$ auf jeden Fall in Ordnung.

Unsere Fahrräder für 3$ das Stück pro Tag

Christina hat sogar ein Körbchen, in dem sie ihren Rucksack bequem transportieren kann.

Es kommen wahrscheinlich auch die meisten Touristen zur Dämmerung, da es heißt, dass tausende von Fledermäusen hier ihr Zuhause haben und jeden Abend eine Flugshow bieten. Uns ist die Ruhe jetzt am frühen Morgen lieber. Auch ist es noch recht angenehm von der Temperatur.

Wir gehen runter in die Caves. Dort befindet sich ein großer, liegender, goldener Buddha und auch eine Glasvitrine mit Knochen und Schädel zum Gedenken all der Opfer, die von den Roten Khmern hier die Felsspalten hinuntergestürzt wurden und sich massenweise türmten. Dieser Tatort einer Mordorgie vermittelt eine bedrückende Stimmung. Abgebrannte Räucherstäbchen durchtränken die kühle, drückende Luft des Höhlensystems.

Die Killing Caves, welche aus der Zeit der Roten Khmer ihren Namen erhielten.

Als nächstes machen wir uns auf zu den Tempeln. Es geht wieder etwas den Berg hinunter und dann wieder Berg auf. Affen tauchen auf einmal überall um uns herum auf. Sie sitzen auf Bäumen und Ruinen, klettern am Stromkabel entlang oder sitzen auf dem Weg und suchen sich was zu fressen.

Aussicht vom Phnom Sampeau Tempel

Die Aussicht vom 150 Meter hohen Berg und die goldenen Tempeltürme mit ihren bunten Treppen lassen wir auf uns wirken.

Wat Konping Pagode mit all seinen bunten Farben

Wat Konping wurde nach dem Vorbild Angkor Wats errichtet. Leider sind bei näherer Betrachtung die Bauten doch schon etwas in Mittleidenschaft gezogen worden und die Farben zum Teil abgetragen.

Eine Treppe führt uns runter zu zwei Vishnu Statuen. Wie in einer anderen Welt.

Zwei Vishnu Statuen am Ende einer langen Treppe

Wir machen uns weiter auf den Weg. Den Berg wieder komplett hinuter, wobei uns auffällt, dass die Bremsen der Fahrräder weniger tauglich sind. Christinas quietscht enorm und die Rücktrittbremse von Johannes funktioniert gar nicht. Es ertönt laute Musik einer Hochzeit aus dem Tal durch Lautsprecher über den Berg hinweg.

Es geht unbefestigte Bauernwege entlang an Feldern mit vereinzelten Kühen, die im sumpfigen Untergrund grasen.

Staubige, unbefestigte Wege mitten in der Mittagshitze

Die Mittagshitze hat sich inzwischen in ihrer vollsten Pracht ausgebreitet. Unsere Klamotten sind von Schweiß und rotem Staub durchtränkt.

Unser nächster Stop befindet sich bei dem Phnom Banan Tempel.

Prasat Banan

Eine Treppe mit 300 Stufen führt zu einem wunderschönen aus fünf, wackelig, wie aus Bauklötzen aufgeschichteten Türmen bestehenden Tempel.

Die 300 Stufen zum Prasat Banan Tempel

Auch von dort oben wird einem wieder eine wunderschöne Aussicht geboten.

Der Bergtempel Prasat Banan

Nach dieser Besichtigung gönnen wir uns noch eine Kokosnuss und machen uns dann wieder auf den Rückweg nach Battambang. Wir sehen den Deutschen, mit dem wir uns ein Tuk Tuk geteilt hatten auch auf einem Fahrrad unterwegs zurück in Richtung Battambang.

In Battambang fahren wir noch zu der Ta Dambang Statue. Eine schwarze sitzende Buddha Statue, die sich in mitten eines Kreisverkehres befindet.

Ta Dambang Statue in Mitten eines Kreisverkehrs in Battambang

Inmitten des Kreisverkehrs halten die Leute, um ihre Opfer der Statue zu bringen. Wir fahren wieder in die Stadt zu unserem „The Kitchen“ Restaurant um Abend zu essen. Danach liefern wir nach etwas über 60 gefahrenen Kilometern die Fahrräder wieder an unserem Hotel ab und begeben uns noch rüber zum Lucky Hostel um eine Bootstour für den nächsten Tag nach Siem Reap zu buchen. Diese wird schon sehr früh starten.

ថ្ងៃទីប្រាំពីរ។: 17.01.2019, Bootstour nach Siem Reap

Der Checkout erfolgt früh. Wir warten vor dem Lucky Hostel auf unser Tuk Tuk. Mit noch einem weiteren Deutschen werden wir zu einer weiteren Station gebracht. Dort warten wir eine Weile, bis ein Pickup vorfährt und wir uns alle ein wenig später versammelt auf der Ladefläche wiederfinden. Die Backpacks werden allesamt auf der Fahrerkabine verstaut und mit Gurten festgezogen. Eine gemütliche Spazierfahrt wird das nicht. Festgekrallt am Ladenflächenrandgerüst, geht es auf zum Sangker River.

Ankunft und Abladen am Sangker River

Angekommen am Sangker River heißt es wieder alles runter vom Jeep und rauf aufs Boot. Die Sonne scheint. Es ist jeden Tag brüllend heiß und mega schwül. Wir starten mit unserem Boot eine 9 stündige Tour entlang des Sangker River bis in den Tonlé Sap nach Siem Reap. Eine Fahrt voller Hindernisse.

Das schöne idyllische Bild bei Sonnenschein vom Sangker River trügt. Bei genauerer Betrachtung sind wir schockiert, wie viel Plastikmüll sich auch hier befindet. Nicht das wir es nicht genau so erwartet hätten, aber selbst überzeugt, gibt es einem dann doch schon wieder zu Denken.

Überall ist das Ufer von Plastikmüll übersät
Vor den Häusern existieren ganze Müllkippen

Ein trauriges Bild. Fischer stehen teilweise bis zum Hals, einige von ihnen sogar in Fußballtrikos, in diesem Gewässer und versuchen verzweifelt etwas zu fangen.

Wir sehen viele leere Fallen. Einige davon sind mit etwas anderem befüllt…

Statt Fisch landet Plastik in der Falle.

Wir fühlen uns als diese typischen Touristen mit gebuchter Reise nicht wohl. Wie bei einer Safaritour schauen wir auf die Menschen am Flussufer. Was die gerade wohl denken? Kinder kommen angerannt, grüßen strahlend und winken uns hinterher. Deren Eltern sehen eher traurig aus.

Unsere Bootsführer haben einiges zu ackern. Der Wasserstand ist zu niedrig und unser Boot zu schwer. Mit langen Holzlatten wird das Boot rechts und links in den kurvigen Verläufen vom Ufer weggedrückt. Dann müssen wir aussteigen.

Der Wasserstand des Flusses ist zu niedrig, deshalb müssen wir aussteigen

Mit Abschlepphilfe und der eigenen Anschiebekraft des Bootspersonals und einiger Passagiere geht es Stück für Stück weiter durch die Kurven und auch entlang des Ufers durch einige Behausungen hindurch, zurück ins Boot.

Weiter geht es am Ufer entlang, teilweise durch die Behausungen der Anwohner

Immer noch müssen die Holzlatten herhalten um das Boot zu lenken.

Holzlatten diehnen zum wegdrücken vom Ufer

Wir kommen dem Tonlé Sap näher. Der Fluss wird immer breiter und das Wasser klarer.

Grüßende Kinder am Ufer
Kurz vor dem Tonlé Sap wird das Wasser tiefer und klarer. Es gibt ganze schwimmende Dörfer.

Nach und nach lassen wir Ladung von unserem Boot ab und bekommen neue hinzu. Leute steigen aus oder steigen noch mit ein. Immer mehr kleine Motorgesteuerte Boote tummeln sich um uns herum. Alles geht ganz schnell.

Riesige Fischernetzsysteme tauchen plötzlich haufenweise auf

Hier geht es fast schon wieder zu, wie in einer Großstadt. Das Stück über den Tonlé Sap vergeht im Verhältnis zum Sangker River recht schnell. In der Sackgasse vom Siem Reap River werden wir rausgelassen. Ein Tuk Tuk von hier bis nach Siem Reap ist teuer. Mit dem deutschen Jakob teilen wir uns die Fahrt und steigen bei seinem Hostel mit aus.

Als erstes erkunden wir uns über eine Unterkunft im Funky Flashpacker, da wir dort schon für die nächste Nacht extra vor dem Marathon von zu Hause aus reserviert hatten. Es gibt jedoch kein Zimmer mehr für diese Nacht. Ein kleines Stück weiter die Straße runter, werden wir fündig und checken im Sleeping Ankgor ein. Für uns ein sehr luxuriöses Hotel.

ថ្ងៃទីប្រាំបី : 18.01.2019, Siem Reap

Heute bereiten wir uns hauptsächlich auf Christinas bevorstehenden Angkor Marathon Trail vor und Johannes seinen Charity Walk. Wir holen die Startunterlagen, unsere Participant Pässe und unsere T-Shirts im Angkor Paradise Hotel ab, kaufen ein und erkunden ein wenig die Stadt.

Um das Angkor Wat Gelände für den Zeitraum der Läufe betreten zu dürfen, bekommen wir beide einen Participant Pass

Die Nacht verbringen wir in unserem bereits im Voraus gebuchten Funky Flashpacker Hostel. Für uns eine der schrecklichsten Unterkünfte, wenn man die Nacht vor dem Marathon noch etwas Schlaf tanken will und nicht bis in die tiefe Nacht von lauter Musik und grölenden, betrunkenen, jungen Leuten begleitet werden möchte. Mit einem nicht funkionierenden Ventilator und einer durchhängenden Matratze ließ sich das Hostel auch nicht mehr reklamieren oder kostenlos stornieren. Wir halten durch.

ថ្ងៃទីប្រាំបួន។: 19.01.2019, Angkor Marathon Trail

Den Abend zuvor haben wir mit einem Tuk Tuk Fahrrer Mr. Nang aus unserer Straße den Weg zum Angkor Wat Gelände bereits vereinbart und preislich abgestimmt. Um 4:30 Uhr müssen wir an der Elefantenterrasse sein. Dort wird noch eine Einweisung gehalten, bis sich die ersten Busse einfinden. Die 125 km Läufer sind schon unterwegs und überqueren die Terrasse. Eine Engländerin aus London stellt sich vor und möchte, dass wir ein Bild machen. Dann geht es plötzlich ganz schnell. Johannes und Christina verabschieden sich und Christina steigt in den Bus ein, der sie zum Start bringt. Schon im Bus bemerkt Christina, dass sie sich fast nur unter Franzosen gefindet. Dies ist aber auch kein Wunder bei einem französischen Veranstalter.

Eine halbe Stunde geht es über Sandwege durch die Dunkelheit. Plötzlich kommt der Bus zum stehen. Mitten auf der Straße, wenn man es als Straße bezeichnen mag, steigen wir aus. Zuerst ist es nicht klar für die Läufer, dass hier bereits der Start sein soll. Ein Paar Organisatoren kokeln an mehreren Stellen rum, um Mücken zu vertreiben. Auch hier so weit außerhalb von Städten steht die Luft. Es ist heiß und man kann kaum atmen, so schlecht ist die Luft. Ein Banner quer über dem Weg verrät, dass sich hier tatsächlich der Start des Marathons befindet.

Startpunkt des Angkor Wat Marathons

Um 6:00 Uhr geht es los. Vorher werden noch ein paar Gemeinschaftsbilder von den nur 79 Teilnehmern gemacht. Es ist noch immer dunkel. Die erste halbe Stunde leuchet die Taschenlampe den Weg. Bei Sonnenaufgang ist der Phnom Bok, ein auf einem 205m hohen Hügel gelegener Tempel, erreicht. Der Weg hinauf führt über eine Treppe mit über 600 Stufen. Der frühe Morgendunst liegt über dem Blätterdach des Jungels.

Sonnenaufgang am Phnom Bok

Es ist nicht immer klar, wo der Weg lang geht. Es gibt zwar dutzende weiß rot gestreifte Plastikbänder und Pfeile, aber das ein oder andere mal sammeln sich grübelnde Läufer vor Tempeln oder Abzweigungen.

Der Weg verläuft viel durch Steppe, aber auch direkt durch kleine Dörfer. Das ein oder andere mal werden wir von den Bewohnern recht schräg angeschaut. Viele sind dennoch freundlich und interessiert. Kinder am Wegesrand lassen sich abklatschen und laufen ein paar Meter mit.

Von Tempeln, Dörfern über kahle Felder 42 km weit zurück zur Elefantenterrasse auf dem Angkor Wat Gelände

Christina kommt ins Ziel. Johannes nimmt sie strahlend im Empfang. Er ist seinen Charity Walk nicht gelaufen, da er sich eventuell mit Christinas Zieleinlauf hätte überschneiden können. Es ist heiß. Zum Glück hatte Christina ihre Trinkweste an und kam mit dem etwas Wasser-Ananas Gemisch gerade so hin bei dem Lauf. Nach reichlich viel Wasser eine Suppe gegönnt, geht es mit dem Tuk Tuk zurück zum Hostel, aus dem wir direkt auschecken und uns für 3 Nächte in den Sleeping Angkor begeben.

 

ថ្ងៃចុងក្រោយ។, 20. – 23.01.2019, Angkor Tempel

Heute gönnen wir uns noch einmal eine Tuk Tuk Tour für weiter entfernte Tempel. Es führt uns über 30 km nordöstlich von Siem Reap. Vorher hohlen wir jedoch schon unsere Tickets für die nächsten Tage: 3 Tages Ticket für 62$ das Stück von den Angkor Park Pass Ticket Counters. 

Banteay Srei Tempel

Banteay Srei ist der einzige Tempel, der vollständig mit Steingravuren überzogen ist. Soviel wie „Festung der Frauen“ bedeutet der Name Banteay Srei übersetzt, welche vielleicht auf die detaillierte Reliefkunst zurückzuführen ist.

Die detaillierte Reliefkunst des Banteay Srei

Es ist ein recht kleiner Tempel. Dennoch ist er für viele einer der schönsten, aufgrund seiner einmaligen, kunstvollen Steinmetzarbeiten.

Cambodia Landmine Museum

Nach dem Banteay Srei lassen wir uns am, direkt auf dem Rückweg gelegenem, Cambodia Landmine Museum absetzen. Dort lernen wir einen Amerikaner kennen, der uns viel über die grausame Geschichte erzählt, welche auch heute noch immer zahlreiche Opfer fordert.

Das Cambodia Landmine Museum

In dem vermintesten Land der Welt, in dem sich noch immer geschätzt über 1,7 Millionen Landminen verstreut befinden, ist es auch nicht verwunderlich, den ein oder anderen, zumeist Kinder die es beim Spielen getroffen hat, nur mit einem Bein zu sehen. Dies ist der Grund dafür, weshalb wir uns in diesem Land nicht so frei wie auf all unseren anderen Touren bewegen. Es wäre purer Wahnsinn hier eine Wanderung vorzunehmen. Es wird schon davor gewarnt sich auch nur im geringsten von den gesicherten Tempelanlagen zu entfernen. Aber genau diese Geschichte des Landes wollen wir schließlich näher in Erfahrung bringen und in Erinnerung behalten.

Pre Rup Tempel

Der Payramidentempel Pre Rup mit seinen fünf Lotustürmen auf der obersten Ebene, ist der bedeutenste Angkortempel des 10. Jahrhunderts und darf auf unser Tour auch nicht fehlen, wenn er schon direkt auf unserem Rückweg liegt. Es gibt Hinweise darauf, dass der Tempel früh als königliches Krematorium genutzt wurde, da der Name „Wenden des Körpers“ sich auf die traditionellen Riten bei der Leichenverbrennung bezieht. Heute ist er ein beliebter Sonnenuntergangs-Aussichtspunkt.

Der Pyramidentempel Pre Rup

Christina hat bereits gestern bei ihrem Marathonlauf einen kleinen Blick auf den Tempel werfen können. Nach dieser Besichtigung legen wir eine kleine Pause zum essen ein, bevor es weiter geht.

Ta Prohm Tempel

Einer der wohl bekanntesten Tempel. Vor allem bekannt geworden, ist der mit Bäumen überwucherte Tempel, durch die Filme Indiana Jones und Tomb Raider.

Seiner Mutter gewidmet, wurde der buddhistische Flachtempelkomplex vom König Jayavarman VII. im 12. Jahrhundert erbaut. Rajavihara „Kloster des Königs“ wurde er ursprünglich benannt.

Ta Prohm Tempel, bekannt aus Tomb Raider und Indiana Jones

Ganz so urig ist die Tempelanlage jedoch nicht mehr. Von vielen Touristen besucht, mit Holzlatten und Stahlgerüsten ausgebaut und gestützt und die wilden Bäume und Wurzeln bereits ziemlich in Schach gehalten, wirkt er eher wie eine künstliche Kulisse. Dennoch sind die von riesigen Wurzeln durchborten Bauten beeindruckend. Wie sich der Urwald alles im Laufe seiner Zeit zurückholt ist an diesem Tempel am deutlichsten zu erkennen. Das ist nicht verwunderlich, da der Tempel extra von den ersten Restauratoren der Neuzeit auserwählt wurde ihn in seinem Zustand zu belassen, wie er vorgefunden wurde.

Nach dieser Besichtigung werden wir zurück zu unserer Unterkunft gebracht. Wir erkundigen uns noch über den Fahrradverleih in unserer Straße, leihen uns zwei für jeweils 2$ den Tag, stellen diese schon an unserer Unterkunft unter für die morgen schon früh bevorstehende Erkundung und essen gemütlich zu Abend.

Angkor Wat Tempel

Am frühen Morgen um kurz vor 6 geht es mit unseren Fahrrädern los. Wir wollen den Sonnenaufgang am wohl bekanntesten und bedeutesten Tempel der ganzen Anlage erleben. Der Angkor Wat Tempel erbaut von König Suryavarman II. im 12. Jahrhundert. Nationalsymbol und ganzer Stolz Kambodschas. Übersetzt bedeutet Angkor Wat „Stadt Tempelanlage“. Am bedeutendsten ist seine Ausrichtung nach Westen, da dies der Richtung des Todes entspricht. Viele Wissenschaftler glaubten daher früher, dass die Anlage als Grabstätte genutzt wurde.

Wir überqueren das mit vielen schönen blühenden Wasserpflanzen bedeckte Becken welches die Tempelanlage umgibt über einen Schwimmdeichweg. Das Becken hat gigantische Maße von 190m Breite und bildet ein Rechteck von 1500m x 1300m. Dieses ist sogar aus dem Weltall zu erkennen.

Wasserpflanzen auf dem Becken des Angkor Wat Tempels

Es ist auch für uns der affenreichste Tempel. Sie kletten überall über die Dächer, leeren Mülleimer und werden natürlich von Touristen gefüttert.

Wir schauen uns die Anlage zunächst aus der Enternung an und spazieren über die riesigen Rasenflächen. Die Sonne hebt sich empor und die Strahlen erleuchten die Anlage.

 

 

Die Tempelanlage ist gigantisch. Jedes noch so kleine Stück der Tempelwände -säulen oder -decken ist verziert bis ins kleinste Detail. Zum Teil lassen sich noch Farben erkennen. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass die zum Bau dieser Anlage verwendeten Sandsteinblöcke in über 50km Entfernung vom heiligen Berg Phnom Kulen stammen und über den Siem Reap Fluss hier her verfrachtet wurden.

Verzierungen bis ins kleinste Detail. Zum Teil sind noch Farben zu erkennen.

Auch Inschriften lassen sich noch gut erkennen. Laut dieser wurde allein Angkor Wat mit Hilfe von 300.000 Männern und 6.000 Elefanten erbaut. Eine Meisterleistung! Dennoch wurde der Bau nie ganz vollendet.

Gut erhaltene Inschrift auf den Säulen der Tempelanlage

Der zentrale Tempelkomplex besteht aus drei Ebenen umschlossen von einem Hof. Alle Spitzen der Türme symbolisieren Lotusblüten. Um in das Innere der oberen Ebene zu gelangen stehen wir eine halbe Stunde an. Es wird nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern pro Tag und das zeitlich gestaffelt hinauf gelassen. Die Treppen sind sehr ungewöhnlich steil. Diese sollen absichtlich so erbaut worden sein, damit Pilger eine Anstrengung erfahren um das Königreich der Götter zu erreichen.

Aussicht von der oberen Ebene des zentralen Tempelkomplexes Angkor Wat

Riesige Wasserbecken bringen uns zum staunen. Wie es hier wohl zur Blütezeit ausgesehen haben mag?

Wir verlassen die bis jetzt für uns noch empfundene Hauptattraktion des Tages über den westlichen Haupteingang, den Schwimmdammweg, mit vielen unvergesslichen Eindrücken. Der eigentliche Zugang über den Dammweg aus Sandstein ist leider gesperrt.

Srah Srang

Nachdem wir kurz in das plastiklose Zeitalter eingetaucht waren, werden wir wieder wachgerüttelt, als unser Augenmerk auf Säcke voller Plastikflaschen fällt. Wir brechen auf in östlicher Richtung, östlich vom noch größeren und schöneren Bauwerk, Angkor Thom.

Plastikflaschen der Touristen stapeln sich im Hinterhof

Unser Mittagspäuschen halten wir am riesig großen Srah Srang Becken zu deutsch „Königliches Bad“. Ein 725 x 400 Meter großes Wasserreservoir. Von dem einst inmitten dieses Beckens stehenden Tempel, ist leider nur noch der steinerne Sockel erhalten.  

Das Srah Srang Becken „Königliches Bad“

Gegessen wird mal wieder typisch khmer. Eine Kokosnuss darf natürlich auch nicht fehlen. Super lecker! Wir sind einfach nur begeistert von dieser Küche, die wir auch mit nach Hause nehmen werden. Zum Glück entdecken wir auch in unserer Stadt ganz in der Nähe ein Restaurant mit den gleichen Kochkünsten.

Typische Khmer Küche zu Mittag am Srah Srang

Gut gesättigt geht es weiter mit unseren Fahrrädern über Sandwege hin zum etwas abgelegenen und weniger besuchten Ta Nei Tempel.

Ta Nei Tempel

Der Ta Nei Tempel ist auch einer der Tempel, der sich auf der Marathonstrecke befand. Noch immer erblicken wir die Flatterbänder in den Bäumen. Die jedoch vorbildlich am nächsten Tag, hoffentlich auch auf der gesamten Strecke, eingesammelt werden.

Mit dem Fahrrad über Sandwege zum Ta Nei Tempel

Bei dem im späten 12. Jahrhundert unter der Regentschaft von Jayavarman VII. erbaute Tempel sticht vor allem eine riesige Baumwuzel hervor, welche sich wie bei Ta Prohm über das Mauerwerk ausdehnt und imposant beweist, wie mächtig die Natur ist.

Ta Nei Tempel etwas abgelegen vom Trubel des Tourismus

Der Ta Nei Tempel ist zum Glück gerade kaum besucht. Wir genießen die Stille des „Urwalds“ und lassen die beeindruckenden Bilder auf uns wirken.

Ta Keo Tempel

Wir fahren am Ta Keo Tempel vorbei und bevor wir das Siegestor passieren, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Chau Say Tevoda.

Ta Keo auch Prasat Keo bedeutet übersetzt „Altes Kristall“ oder „Kristall Tempel“. Es ist ein etwa eintausend Jahre alter Tempelberg umgeben von einem heute ausgetrockneten Wassergraben der 195m x 255m misst. Kurz vor seiner Vollendung soll der Tempel angeblich aufgegeben worden sein aufgrund eines Blitzeinschlags, welcher als schlechtes Omen galt. Die ungestaltet zurückgelassenen glatten fast komplett aus Sandstein errichteten Wände gaben dem Tempel seinen Namen, da sie wie Kristalle wirkten.

Wir fahren Richtung Siegestor von Angkor Thom am Ta Keo Tempel vorbei

Wir halten nur kurz für ein Foto. Nicht jeden Tempel können wir genauestens unter die Lupe nehmen. Nur wenige Meter weiter Richtung Siegestor liegt auf der linken Seite der Chau Say Tevoda Tempel für den wir auch noch einen kurzen Stop einlegen.

 Chau Say Tevoda Tempel

Die ursprünglich hinduistische kleine Flachtempelanlage beeindruckt mit ihren bereits von chinesischen Fachleuten restaurierten Bauten. Seitdem kann er sich auch wieder mit seinem Zwillingstempel Thommanon direkt gegenüber messen.

Vor dem Siegestor noch ein letzter Stop am Chau Say Tevoda Tempel

Auch hier hält es uns nicht allzu lang. Wir drehen eine kleine Runde, lassen die Bilder auf uns wirken und wieder auf die Räder geschwungen machen wir uns auf durch das Siegestor von Angkor Thom. Wir wollen heute noch so einiges mehr sehen.

Siegestor von Angkor Thom

Durch fünf Tortürme über fünf Dammwege erreicht man die Stadt Angkor Thom. Es gibt ein Südtor, ein Nordtor, ein West- und ein Osttor. Das Siegestor befindet sich ebenfalls auf der Ostseite der Stadt nördlich vom Osttor. Es beeindruckt, wie die anderen Tore auch, mit seiner Größe, den nach allen Richtungen gerichteten Gesichtern und den darunter entfalteten Elefantenköpfen. Angkor Thom, wie der Name schon sagt, ist eine „große Stadt“. Sie ist noch größer und schöner als Angkor Wat. Sie erstreckt sich über mehr als 10km² und ist die letzte mächtige Hauptstadt des Khmer-Reichs. In der Blütezeit der Stadt lebten hier und in ihrer Umgebung schätzungsweise eine Millionen Menschen. 

Ihre Existenz verdankt sie nicht zuletzt der überraschenden Plünderung Angkors durch die Cham. Welche eine Seeschlacht auf dem Tonle Sap See gegen die Khmer gewannen und deren damalige Hauptstadt eroberten und den König töteten. Das sollte nie wieder geschehen, sodass der König Jayavarman VII. diese Metropole erschuf. Mit einer 12km langen und 8m hohen Mauer umschlossen, die wiederum von einem 100 Meter breiten Wassergraben umgeben ist, sollte es Angreifern unmöglich gemacht werden in die Hauptstadt einzudringen. Der 15 Meter breite Dammweg über den Wassergraben ist links und rechts von Dämonen und Göttern umgeben, die sich ein Tauziehen liefern oder ein Schlangenwesen tragen.

Die Tortürme sind jeweils 22 Meter hoch. Die Türöffnungen sind 7 Meter hoch und sind zum Teil mit Holzbalken vermutlich zum Schutz vor den Einsturz ausgekleidet. Wir klettern neben dem Tor die Treppe hinauf und können direkt bis zu einem der Gesichter gelangen.

Elefantenterrasse und die Terrasse des Lepra-Königs

Wir fahren zum Zentrum der Anlage. Das Ziel des Marathons. Die Elefantenterrasse. Sie wurde Anfang des 13. Jahrhunderts gebaut und diente als Tribüne bei öffentlichen Zeremonien. Gigantisch! Wie es derzeit hier zugegangen sein muss? Ein riesiger Platz auf dem sich eine Plattform mit den Maßen 350m x 14m befindet. Fünf Treppen führen hinauf. Wir stellen uns vor, wie derzeit Kavallerie, Infanterie, Pferdekutschen und natürlich Elefanten bei Paraden hier lang marschierten.

Blick von der Terrasse des Lepra-Königs auf den Platz der Elefantenterrasse

Nördlich von der Elefantenerrasse befindet sich die Terrasse des Lepra-Königs. Sie zählt mit ihren zahlreichen noch gut erhaltenen Reliefs zu den schönsten Kunstwerken. Wenn man der Innenmauer der Terrasse folgt erkennt man jedoch die immer gröber werdenen Meißelspuren, welche ein Zeichen dafür sind, dass diese Mauern, wie viele andere Tempel auch, niemals ganz ferig wurden.

Ein etwas gruseliger Hauch der Vergangenheit schlägt auf uns nieder an der Terrasse des Lepra-Königs

Wir laufen noch einmal an der Elefantenterrasse vorbei und erkunden interessiert die Kunstwerke.

Die Bilder sind Zeugen der Bräuche der Zeit

Es ist heiß. Wir wollen jedoch noch mehr sehen. Unser nächstes Ziel ist der Preah Khan Tempel außerhalb des Angkor Thom. Also verlassen wir das Schlachtfeld durch das Nordtor hinaus.

Preah Khan

Der buddhistische Tempel Preah Khan „Heiliges Schwert“ befindet sich nördlich und außerhalb der Anlage Angkor Thom. Jayavarman VII. errichtete diesen Ahnentempel in Erinnerung an seinen Vater. Zentrum der Religion und des Lernens, ist er einer der größten Tempelkomplexe von Angkor und erstreckte sich einst über ein sehr großes Gebiet. Vermutlich hat er bis zur Fertigstellung von Angkor Thom als provisorische Angkor Hauptstadt gedient. Der eigentliche Tempel misst nur eine Fläche von 700m x 800m und ist daher relativ schnell von uns besichtigt. Interessant ist, dass der Zugang von Statuen „Quirlen des Milchmeers“ bewacht werden. Allerdings sind diese leider kopflos, wie so viele des Angkor Geländes.

Zentrum der Religion und des Lernes, der Tempel Preah Khan

Wir wollen zurück auf das Angkor Thom Gelände. Vor der Einfahrt ins Nordtor erblicken wir auch hier die zahlreichen teilweise kopflosen Statuen des Dammweges.

Zurück auf dem Weg durchs Nordtor zum Angkor Thom Gelände

Noch haben wir Zeit. Der Tag ist lang, wenn man die Zeit nutzt. So einige Kilometer haben wir heute schon zurückgelegt.

Preah Palilay

Der Preah Palilay Tempel liegt im nordwestlichen Viertel von Angkor Thom, ungefähr 200 Meter nördlich vom Königspalast.

Auf dem Weg dorthin kommen wir am weniger spektakulären Tep Pranam vorbei. Eine 82m lange und 34m breite kreuzförmige Terrasse an dessen westlichen Ende sich eine 4,5m große sitzende Buddha Statue befindet. Es ist nicht bekannt, wie lange diese hier schon steht. Nur eins sei sicher, dass diese aus wiederverwendetem Material erbaut wurde.

Auch bei dem Preah Palilay Tempel ist eine Datierung nur schwer möglich, da in der Regierungszeit von Jayavarman VIII. viele buddhistische Bildwerke in der Regel zerstört oder umgemeißelt wurden. Der Ähnliche Stil zum Angkor Wat lässt jedoch eine Entstehung im frühen 12. Jahrhundert in der Regierungszeit von Jayavarman VII. vermuten. 

Auch am Preah Palilay Tempel lässt sich gut die Macht der Natur erkennen

Auch wenn 2008 die riesigen auf dem Tempel aufragenden Bäume gefällt wurden, sind diese inzwischen schon wieder erstaunlich gut nachgewachsen und präsentieren ein uriges Bild des auf einem 6 Meter hohen Sockel stehendern ungewöhnlich steilen schornsteinartigen Tempelturms. Auf jeden Fall ein lohnenswerter Tempel.

Bayon

Der Bayon Tempel ist neben Angkor Wat die bekannteste Tempelanlage in Angkor. Der geheimnisvolle Staatstempel befindet sich im Zentrum von Angkor Thom. Aufgrund seiner vielen Antlitze ist er auch als „Gesichtertempel“ bekannt. Ursprünglich 49 oder gar 54 Türme mit rund 200 kühl lächelnden Gesichtern verzieren den Tempel, die dem Herrscher Jayavarman VII. sehr ähnlich sehen.

Der „Gesichtertempel“ mit rund 200 bis zu 7 Meter hohen Gesichtern in allen Himmelsrichtungen

Die Gesichter sind bis zu 7 Meter hoch und starren einen von oben und aus allen Richtungen an. Man kann sagen, man fühlt sich beobachtet.

Baphuon Tempel

Bevor wir uns aufmachen zum Baphuon Tempel werfen wir noch einen Blick auf den davon nicht weit entfernten pyramidenförmigen Königspalast Phimeanakas „Himmlischen Palast“, von dem leider nicht viel übrig geblieben ist. Es wird angenommen, dass einst eine goldene Spitze den Königspalast krönte. 

Der Baphuon bildete das Zentrum der alten Hauptstadt, die vor dem Bau von Angkor Thom am selben Ort befand und ist heute das weltweit größte Puzzle. Da dem Baphuon weniger Glück geschah und der Tempel im Laufe der Jahrhunderte einstürzte, verdankt er sein heutiges Aussehen den französischen Restauratoren, die ihn Stein für Stein auseinander nahmen und teilweise wieder aufbauten. Im 15. Jahrhundert wurde bereits die Westseite der Tempelterrasse in einen etwa 60 Meter langen liegenden Buddha umgestaltet. Offenbar aus den Steinen des kollabierten Tempels. Die französische Restauration wurde während der Herrschaft der Roten Khmer unterbrochen und danach wieder aufgenommen. Wobei rund 300.000 Steine wieder zurück an ihren Platz kommen sollten, die Aufzeichnungen davon wurden jedoch zerstört. Eine jahrelage mühevolle Forschungsarbeit stand bevor.

Der Baphuon mit Blick auf den fast 200 Meter langen Steg zum Tempel

Als wir die Tempelanlage verlassen, spaziert ein Hochzeitspaar über den fast 200 Meter langen Steg, der zum Tempel führt und macht ein Fotoshooting. Wir wollen nicht stören und verlassen das Angkor Gelände. Auf unseren Rückweg kommen wir noch einmal am Angkor Wat Tempel her. Wir werfen einen letzten Blick bei abendlicher Sonne über das Wasserbecken zum Tempel und machen uns nach einem anstrengenden Tag mit 55km Fahrradfahrt auf zu unserem nächtlichen Gemach.

Phnom Bakheng

Bevor es zurück zum Flughafen geht, wollen wir den letzten restlichen Tag noch ausnutzen und fahren noch einmal zum Angkor Gelände. Wir mieten noch einmal Fahrräder für den halben Tag. Dieses Mal wählen wir den Ostzugang zur Angkor Wat Anlage. Wir begegnen zahlreichen Affen und erstaunlich wenig Touristen. Von dieser Seite gefällt uns die Anlage noch mehr als über den Haupteingang.

Der Seitenzugang zum zentralen Tempelkomplex Angkor Wats

Danach machen wir uns auf zum Phom Bakheng, der auf dem gleichnamigen Hügel liegt und über einen Elefantenpfad zu erreichen ist. Vor dem Aufstieg des Pfads stehen auf der gegenüberliegenden Seite Elefanten, die wir jedoch nicht für den Aufstieg benötigen. Wir gehen zu Fuß.

Der Elefantenpfad rauf zum Phnom Bakheng

Von dem Hügel aus hat man eine wunderschöne Aussicht. Über das Blätterdach des Dschungels lassen sich die Türme Angkor Wats erkennen. Sie ragen aus der Ferne empor.

Der Ausblick Richtung Angkor Wat vom Hügel Phnom Bakheng

Wir laufen über das Tempelgelände und entdecken auf der anderen Seite des Tempels eine hölzerne Terrasse in der Löcher für die emporragenden schlangenartigen Bäume platziert wurden.

Eine hölzerne Terrasse auf der anderen Seite des Phnom Bakheng Tempels

Wir gehen noch einmal lecker Essen in Siem Reap nachdem wir die Fahrräder abgegeben haben. Auf dem Weg begegnen wir unseren Tuk Tuk Fahrer von vorgestern und fragen ihn, ob er uns später zum Flughafen bringen kann.

Niedliche Gassen im französischen Stil in Siem Reap

Wir laufen noch ein Weilchen durch die Stadt und erblicken interessante Dinge hier und da. Unter anderem die kreativ verlegten Stromleitungen erregen unsere Aufmerksamkeit.

Kreativ verlegte Stromkabel erregen unsere Aufmerksamkeit

Unser Tuk Tuk Fahrer ist überpünktlich. Er möchte zum Schluss noch ein Foto von uns machen und bedankt sich. Wir hängen eine Weile am Flughafen ab und bekommen auch erst nur unsere Tickets nach Bangkok. Dies verursacht ein heiden Chaos für uns am Flughafen in Bangkok. Dort müssen wir das Ticket nach Frankfurt dann noch abholen und rennen uns einen ab auf dem riesigen Flughafengelände. Von dort noch einmal 12 Stunden Flug bis nach Frankfurt, kommen wir nach noch einmal 5 Stunden Zugfahrt in 3 verschiedenen Zügen, wobei wir einen auch noch so gerade verpassen, endlich zu Hause an. Es liegt Schnee und es ist eiskalt für uns. Auch den Jetlag müssen wir erstmal die nächsten Tage verkraften. Es ist ein unvergesslicher Urlaub für uns. Die für uns neu und hautnah erlebten und gewonnenen vor allem geschichtlichen Eindrücke wirken noch lange nach.

FOTOBOX