Pfeile selbst bauen
Hochwertige Pfeile – mehr als nur Munition
In diesem Artikel geht es um die Herstellung hochwertiger Carbonpfeile. Natürlich lässt sich Zeit einsparen indem man den ein oder anderen Schritt überspringt, in der Regel verliert man dadurch aber Zeit, da man sie anschließend zusätzlich in der Pfeilsuche oder zur Reparatur aufbringt. Dazu im Folgenden mehr.
Der Schaft
An erster Stelle steht die Frage, mit welchem Schaft geschossen werden soll. Es gibt eine Auswahl verschiedener Schaftmaterialien, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile aufweisen. Die hier beschriebene Methode ist ideal für Carbonpfeile. Trotzdem seien der Vollständigkeit halber einmal alle Materialien aufgezählt.
Tradition im Bogenbau: Der Holzpfeil
Holzpfeile haben die längste Geschichte im Bogenbau. Sie sind vergleichsweise günstig und haben für den traditionellen Schützen den Vorteil der ästhetischen Optik. Nachteilig am Holzpfeil sind das hohe Gewicht, die durch das natürliche Material bedingte Varianz in den Schäften und eine höhere Anfälligkeit bezüglich Bruch. Einigen dieser Nachteile kann begegnet werden. So kaufen zum Beispiel Profi Schützen eine große Anzahl von Holzpfeilen, vermessen ihre Steifigkeit und Gewicht und sortieren sie danach, so dass Sie mehrere Sätze mit in sich möglichst gleichen Parametern erhalten. Man kann Pfeile auch schon vorsortiert – im Fachjargon gespined – kaufen, wodurch sie jedoch fast so teuer werden wie Carbon. Bruch kann vermieden werden indem man den Pfeil nicht außerhalb des Ziels auftreffen lässt. Für Anfänger ein nicht immer ganz einfaches Unterfangen.
Traditionelle High-Tech: Aluminium
Im Bogensport ein schon lange verwendetes Material. Aluminiumpfeile sind sehr steif, sehr leicht und sehr präzise. Leider sind sie sehr anfällig gegen Verbiegen. Ein leichter Fehltreffer und es ist geschehen um die Präzision. Zudem sind sie vergleichsweise Teuer. Die Kombination Carbon und Aluminium ist das High-End Material und vereint die Vorteile der beiden Materialien. Leider kostet ein Schaft auch ein Vielfaches von einem der beiden.
Eher für Spielzeugbögen: Glasfieber
Glasfieberpfeile sind eigentlich nur noch bei sehr günstigen Einsteigersets in Verwendung. Sie sind verhältnismäßig schwer, weich und brechen fächerförmig auf wenn sie beschädigt werden. Die spitzen herausstehenden Fasern stellen ein hohes Verletzungsrisiko mit unangenehmen Folgen dar. Da Glasfasern immer wieder brechen, kann man sie praktisch nicht aus der Hand oder den Fingern entfernen und muss warten, bis sie herauseitern.
Der Allrounder: Carbon
Carbonpfeile sind heutzutage gewickelt, so dass sie bei Bruch keine langen Fasern ausbilden. Beim Kauf ist darauf vielleicht noch zu achten. Die Schäfte sind günstig, robust, leicht und gut zu bearbeiten. Für Anfänger sind dies meiner Ansicht nach die am besten geeigneten Pfeile. Ich selbst habe schon ein wenig herumexperimentiert und bin wieder bei Carbon gelandet. Auch ein erfahrener Schütze setzt mal einen Pfeil in den Baum oder auf den Stein. Bei aufwändigen Pfeilen, deren Kosten über 10€ und deren Bauzeit bei über 20 Minuten liegt, ist man froh, wenn der Pfeil danach noch heile ist und nicht komplett ersetzt werden muss.
Der Ästhet: Bambus
Der Vollständigkeit halber seien noch Bambuspfeile erwähnt. Sie sind robust, leicht und fliegen hervorragend. Ihre Beständigkeit reicht jedoch nicht an die von Carbon heran und ihr Preis übersteigt den von Carbon bei weitem. Sie sind etwas für den traditionsbewussten Schützen, der möglichst natürliche Materialien verwenden möchte.
Die Befiederung
Der ideale Pfeil wäre so gut auf den Bogen angepasst, dass er auch ohne Leitwerk geradeaus das Ziel träfe. Minimale Abweichungen im Material, leichte Fehlanpassungen und nicht zuletzt auch Wind und Wetter bringen ihn während des Fluges jedoch aus seiner Bahn. Um sich zu stabilisieren, besitzt ein Pfeil vorn eine schwere Spitze und hinten ein leichtes Leitwerk, was ihn auf eine gerade Bahn lenkt.
Kunststoff Vanes
Gerade günstige Pfeile werden oft mit künstlichen Federn, sogenannten Vanes, ausgestattet. Auch bei hochpreisigen Pfeilen sind diese hin und wieder zu finden. Es gibt einige, die der festen Überzeugung sind, dass Kunststoffvanes als industriell gefertigte Güter nicht den Unregelmäßigkeiten eines natürlichen Stoffes unterliegen. Das ist vermutlich auch richtig, aber meiner Meinung nach nicht besonders relevant. Luftverwirbelungen an glatten Oberflächen sind deutlich ausgeprägter als an von der Natur dafür geschaffenen Flächen wie der Feder. Naturfedern sind wesentlich leichter als Kunststoff und dabei auch noch wesentlich langlebiger. Der einzige Vorteil von Kunststoff ist der günstigere Preis,
Naturfedern
Federn sind dafür gemacht, von der Luft umströmt zu werden und dabei nicht ihre Form zu verlieren. Sie sind leicht und werden bei Kontakt zu Hindernissen einfach beiseite gedrückt und richten sich anschließend wieder auf. Schießt man bei Regen, sehen sie ziemlich schnell aus wie ein begossener Pudel. Eine Kur in Wasserdampf oder ein paar Schuss bei sonnigem Wetter bringen sie aber wieder in eine saubere Form zurück.
Helikale Befiederung
Um einen Pfeil zusätzlich zu stabilisieren, kann man die Federn helikal, also in Schraubenform, am Schaft anbringen. Dies versetzt den Pfeil während des Fluges in Drehung und stabilisiert zusätzlich die Flugbahn. Bei sehr weiten Schüssen kann sich durch den etwas höheren Luftwiderstand ein Nachteil ergeben. Meiner Meinung nach überwiegt aber der Vorteil des stabileren Flugs. Das muss letzten Endes jeder für sich herausfinden. Ein wesentlicher Vorteil von helikal befiederten Pfeilen ist jedoch, dass man sie während des Fluges deutlich besser sieht. Ein helikal befiederter Pfeil ist von hinten gesehen eine Scheibe in Federfarbe mit einem Punkt in Nockfarbe in der Mitte. Ein achsparallel befiederter Pfeil ist nur ein Punkt mit drei Strichen.
Der Weg zum hochwertigen Pfeil
Schritt 1: Vorbereiten des Schafts
Ablängen
Diese Anleitung ist für Carbonpfeile, lässt sich jedoch für andere Arten durchaus mit ein paar Anpassungen verwenden. Der Schaft sollte nicht länger als nötig sein um Gewicht zu sparen. So lang wie nötig bedeutet aber: Er sollte lang genug sein, dass er bei vollem Auszug noch auf der Pfeilauflage am Griff des Bogens aufliegt. Fällt er dort herunter, kann er im schlimmsten Fall von der Kraft der Sehne durch den Handrücken geschoben werden. Im Zweifel also lieber ein bisschen zu lang als zu kurz. Anfänger sollten zudem bedenken, dass ihr Auszug im Verlauf des Trainings sehr wahrscheinlich noch etwas größer wird. Zumindest dann, wenn sie den Tipp beherzigt haben, nicht mit einem zu hohen Zuggewicht zu beginnen.
Das Ablängen des Schafts ist bei Carbon nicht ganz einfach. Die Schnittstelle sollte möglichst rechtwinklig zur Pfeilachse liegen, damit die Nock oder die Spitze, jenachdem ob der Pfeil vorn oder hinten gekürzt wird, vollflächig aufliegen können. Ist das nicht der Fall, ist eine Beschädigung des Schaftes beim Treffen eines Hindernisses wahrscheinlicher.
Eine gute Möglichkeit besteht darin, den Schaft in eine Bohrmaschine einzuspannen und dann ein Eisensägeblatt dagegenzuhalten. Durch die Drehung verläuft der Schnitt exakt parallel zur Pfeilachse. Ein bereits abgesägter Pfeil kann auch mit Schleifpapier plan geschliffen werden. Hier muss jeder ausprobieren, welche Methode für ihn am besten funktioniert.
Crestings
Die meisten Carbonpfeile sind schwarz. Um sie später im Gelände besser wiederzufinden, ist es hilfreich, ein wenig Farbe ins Spiel zu bringen. Eine Möglichkeit dafür sind sogenannte Crestings. Das sind bunte Folien, die um den Schaft geklebt werden. Natürlich kann man auch seiner Kreativität mit neonfarbener Acrylfarbe freien Lauf lassen und so einen individuellen und gut sichtbaren Pfeil kreieren. Das Ankleben eines Crestings geht am Besten wie folgt:
Die Folie mit der Klebeseite nach oben auf den Tisch legen, den Schaft dagegenschieben und anschließend rollen. Das anfängliche Schieben sorgt für einen sauberen achsparallelen Sitz. So sehen die Schäfte mit Cresting aus:
Einschub: Klebstoff für den Pfeilbau
Jetzt geht es daran, die Federn, Tracer und Inserts bzw. Spitzen anzubringen. Viele Schützen schwören auf verschiedene Klebstoffe. UHU Endfest 300 wird gern für die Spitzen verwendet. Einmal korrekt eingeklebt halten sie bombenfest, lassen sich aber auch nicht wieder lösen, falls mal eine ersetzt oder wiederverwendet werden soll.
Federn werden von vielen mit Sekundenkleber angeklebt. Sekundenkleber hält gut, klebt allerdings auch hässlich auf der Haut und braucht abseits der Haut alles andere als Sekunden zum Aushärten. Er wird in dem Fall eher zu einem Viertelstundenkleber.
Alleskleber wie zum Beispiel Pattex, UHU und wie sie alle heißen, sind für die Federn gut geeignet, versagen aber in der Regel bei Spitzen, da diese deutlich höheren Belastungen ausgesetzt sind.
Für mich hat sich Heißkleber bewährt. Und zwar qualitativ hochwertiger Heißkleber, zum Beispiel von Pattex oder von Steinel. Wenn man bei der Verarbeitung darauf achtet, dass der Klebstoff nicht zu heiß wird und nicht zu schnell abkühlt sind auch diese Klebeverbindungen unverwüstlich. Das gilt für Federn wie für Spitzen. Durch seine Elastizität ist der Klebstoff für Spitzen sogar besonders geeignet. Möchte man etwas ausbessern oder wiederverwenden, wird einfach alles mit einem Heißluftföhn erhitzt und kann problemlos wieder zerlegt werden.
Die Spezial-Heißkleber, die von einigen Bogen-Fachgeschäften angeboten werden habe ich ebenfalls ausprobiert, habe jedoch festgestellt, dass gewöhnlicher Marken-Heißkleber diesen um Längen überlegen ist. Das gilt sowohl für die Verarbeitung als auch für die Klebekraft.
Schritt 2: Tracer anbringen
Tracer sind Daunenfedern, die rund um den Schaft am hinteren Ende angebracht werden. Im Flug legen sie sich eng an und beeinflussen die Flugkurve nicht merklich. Auch diese können gut mit Heißkleber angebracht werden. Dazu wird im Idealfall der Schaft von innen erhitzt. Sei es mit Heißluft, einem heißen Dorn wie der Pfeilheizspitze. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich benutze dazu ein sehr günstiges Heißluftgerät aus dem Online-Versand. Auf den auf ca. 140°C geheizten Schaft wird Heißkleber aufgetragen, indem die Stange einfach dagegengedrückt und der Pfeil dabei gedreht wird. Die Temperatur ist nicht so kritisch, wenn keine Crestings verwendet wurden. Crestings werfen ab ca. 160°C Blasen. Im Normalfall verschwinden diese aber auch wieder nach dem Abkühlen.
Anschließend kann der Tracer in den Kleber eingerollt werden. Man hält ihn dazu an einer Seite fest und legt die andere Seite in den Kleber. Dann wird der Pfeil erneut gedreht. Das fertige Resultat ist ein gut klebender Tracer. Durch die Zähflüssigkeit des Klebers löst sich der Tracer auch dann nicht wieder, wenn man den Schaft für die Federn erneut erhitzt. Möchte man ihn entfernen muss zusätzlich zum erhitzten Schaft, der Tracer von Hand entfernt werden.
Schritt 3: Federn ankleben
Das Herzstück für einen guten Flug sind die Federn. Ich verwende gut sichtbare orangefarbene Naturfedern und befiedere helikal. Zu dem selbst entworfenen Befiederungsgerät gibt es demnächst noch eine Bauanleitung. Die hier verwendeten Federn haben 3 Zoll Länge und sind selbst gestanzt. Man kann aber genausogut fertige Federn kaufen. Bei helikaler Befiederung ist es wichtig, dass die Klammer die gleiche Windungsrichtung wie die Feder aufweist. Ansonsten wird das Resultat nicht ganz so schön. Die Feder wird in die Klammer eingesetzt und schließt unten bündig mit der Kerbe ab. Das lässt sich so natürlich nicht verallgemeinern und am Ende muss jeder für sich ausprobieren, wo die Feder am besten sitzt. Es gilt: Je weiter hinten, desto stabiler der Flug. Einzige Randbedingung ist, dass sie den Schützen nicht stört und in der Nase kitzelt.
Die eingeklemmte Feder wird mit Heißkleber bestrichen und gegen den durch Heißluft geheizten – oder zumindest vorgeheizten – Schaft gedrückt. Dieses Vorgehen wird mit allen drei Federn wiederholt. Da die Federn so steif sind, dass sie die helikale Form verlieren wenn der Schaft erneut erhitzt wird, müssen alle drei Federn in einem Arbeitsgang angeklebt werden. Nach etwas Abkühlzeit können die Klammern entfernt werden und die Federn sind am Schaft angebracht.
Einige Schützen bringen an jeden Pfeil eine sogenannte Leitfeder an. Das ist eine Feder in einer anderen Farbe als die anderen zwei und sie wird so angebracht, dass sie genau vom Bogen weg zeigt, wenn der Pfeil in der Sehne eingenockt ist. Das soll sicherstellen, dass die im 90° Winkel zum Bogen stehende Feder nicht den Bogen im Schussfenster berührt und dient außerdem dazu, dass der Pfeil immer gleicht fliegt.
Eine Daseinsberechtigung hat die Leitfeder bei Holzpfeilen. Dort stellt sie sicher, dass der Pfeil immer korrekt eingelegt wird. Korrekt bedeutet in dem Fall, mit der Flammung des Holzes von der Bogenhand wegzeigend. Dadurch wird sichergestellt, dass der Pfeil, sollte er beim Abschuss brechen, vom Bogen weg bricht und die Splitter nach außen wegfliegen und somit nicht die Hand des Schützen verletzen können.
Dass die Feder den Bogen nicht berührt, ist nur bei Kunststoffvanes von Bedeutung. Diese sind so hart, dass das die Flugbahn tatsächlich beeinflussen kann. Eine Naturfeder gibt jedoch so leicht nach, dass das kein Problem darstellt. Eine Naturfeder nimmt dabei im Gegensatz zum Kunststoffvane keinen Schaden.
Schritt 4: Wicklung für die Befiederung
Um die vorderen Enden der Federkiele zu schützen, so dass nichts darunterkommen und die Feder vom Schaft abheben kann, wird eine Wicklung angebracht. Sie schützt außerdem die Hand des Pfeilziehenden vor den spitzen Enden der Federkiele, die einem sehr schmerzhafte und nur langsam heilende Stiche versetzen können.
Schritt 5: Insert oder Spitze einkleben
Es fehlen noch die Spitzen oder Inserts. Wie diese eingebaut werden, lest ihr hier: Insert Einkleben